Die Glocken der Pfarrkirche Freienbach

Erst 1590 hört man zum ersten Mal vom Glockengeläute in der Pfarrkirche Freienbach. Es ist aber anzunehmen, dass sich schon verher ein Geläute im Kirchturm befand, dessen Bestand sich aber durch keine Urkunde nachweisen lässt. 1590 liessen die Leute von Freienbach eine Glocke giessen, die noch heute als grösste Glocke das Geläute von Freienbach beherrscht.

Grosse Glocke von 1590
Grosse Glocke von 1590

Bei dieser grossen Glocke handelt es sich um ein Prachtstück der Glockengiesserkunst. Sie zeigt doch prächtige Zieraten der Renaissance, weist hingegen aber keine Inschrift des Giessers auf. Sie dürfte aber mit Bestimmtheit vom Luzerner Glockengiesser Moritz Schwarz stammen. Form, Klangart und Dekoration weisen auf den genannten Meister hin. Als Grundlage des Geläutes gibt sie den Schlagton d.

Neben Bildern, welche die Gottesmutter, St. Katharina, St. Nikolaus, St. Theodul und die Symbole der vier Evangelisten darstellen, enthält die Glocke folgende Inschriften:

 

"In honorem S. et individuae Trinitatis S. Mariae Verginis S. Theodoli S. Nikolai S. Joannis Babpst. et Evang. S. Katharinae dedicatum est hoc vas."

(Zu Ehren der einigen und untrennbaren Dreifaltigkeit, der hl. Jungfrau Maria, St. Theodul, St. Nikolaus, St. Johannes des Täufers und der Evangelisten und der hl. Katharina ist diese Glocke gewidmet.)

 

"Laudate Dominum in chordis et organo, laudate eum in tympano, laudate eum in cimbalis benesonantibus, laudate eum in cimbalis jubilationis, omnis spiritus laudet Dominum. Ps. 150 Anno Domini MDXC" 

(Lobet Gott mit Flöten- und Saitenspiel, lobet ihn mit Trommeln, lobet ihn mit wohlklingenden Zimbeln, lobt ihn mit schallenden Zimbeln. Alles was atmet, lobe den Herrn! Im Jahre des Herrn 1590)

Glockenstuhl mit Jahreszahl 1594 und Wappen
Glockenstuhl mit Jahreszahl 1594 und Wappen

Der eicherne Glockenstuhl trägt das Datum 1594 und dient heute noch als stummer Zeuge vergangener Zeiten bestens seinem Zwecke. Neben der grossen Glocke von 1590 werden noch drei weitere Glocken erwähnt, die aber alle spätestens 1877 ersetzt wurden, denn damals erhielt der Glockengiesser Jakob Keller in Zürich den Auftrag, für die Pfarrkirche die folgenden drei Glocken zu giessen. Die grosse Glocke von 1590 und das kleine Armenseelen-Glöcklein von 1623 blieben im Turm.

Die Armenseelen-Glocke wurde früher nicht zum Gesamtgeläute gebraucht, da sie mit ihrem hohen Ton a'' im Klange viel zu weit von den übrigen Glocken absteht. 1972 wurde die ganze Anlage elektrifiziert und diverse technische Mängel wurden behoben, sodass sie nun seither im Gesamtgeläute Platz findet, da sich ihr schwacher Klang nicht störend auf das harmonische Zusammenspiel der anderen Glocken auswirkt.

Armenseelenglöcklein von 1623
Armenseelenglöcklein von 1623

Das Armenseelen-Glöcklein ist geschmückt mit dem Bild der Mutter Gottes mit Jesuskind, einem Kreuz mit Totenschädel und einer Figur, bei der es sich vermutlich um den Erzengel Michael handelt. Daneben sind folgende Spruchbänder zu finden:

 

"Requiem aeternum dona eis Domine"

(Die ewige Ruhe gib ihnen, o Herr)

"Hans Felix Zimberman in Zürrich mich gos

Den 2. Dag Winmonat anno 1623 aus dem Für ich flos"

Die drei andern Glocken von 1877 heissen:

 

Wetterglocke: fis

Bild: Kreuzigungsgruppe

 

"Jesus Nazareus rex judaeorum defendat nos."

(Jesus von Nazareth, König der Juden, beschütze uns.)

"Ecce Domini fugite partes adversae."

(Seht das Kreuz des Herrn; flieht ihr feindlichen Mächte.)

"A fulgure grandine et tempestate libera nos Domine Jesu Christe."

Vom Blitz, Hagel und Ungewitter befreie uns, Herr Jesus Christus.)

Evangelienglocke 1877 und Adelrichsglocke 1972
Evangelienglocke 1877 und Adelrichsglocke 1972

Marienglocke: a

Bild: Mutter Gottes von Einsiedeln

 

Sancte Maria Mater Dei ora pro nobis Jesum dilectum Filium tuum."

(Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns bei Jesus, deinem geliebten Sohn.)

 

Evangelienglocke: d

Bild: Herz Jesu und Herz Maria mit Monogramm (JHS ; AMR)

 

"Adjutorium nostrum in nomine Domini."

(Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn.)

Abt Basilius Oberholzer (1821 - 1895)
Abt Basilius Oberholzer (1821 - 1895)

Diese drei Glocken wurden am 2. Februar 1878 von Abt Basilius Oberholzer geweiht; Die erste zu Ehren der Gottes Mutter Maria, die zweite wurde in den Dienst des heiligen Erzengel Michael gestellt, und die dritte erhielt den heiligen Nikolaus zum Patron.

1972 wurde die ganze Glockenanlage einer Expertise unterzogen und dabei wurden verschiedene Mängel festgestellt und, da das rein harmonische Geläute keine melodischen Sekundschritte aufweise, könnte man als Überbrückung zwischen der dritten und vierten Glocke (a zu d) einen Ton h einfügen.

Dieser Idee wurde zugestimmt und am 1. September 1972 wurde die neue Glocke in der Glockengiesserei Rüetschi in Aarau gegossen. Sie wiegt 350 kg und trägt das Bild des Kirchenpatrons Adelrich (entworfen von Bildhauer Josef Nauer) und das Psalmwort:

 

"Os justi meditabitur sapientiam et lingua eius loquetur judicium."

(Weisheit kündet Mund des Gerechten, und seine Zunge redet, was recht ist.)

 

Die Glockenweihe fand am Sonntag, 1. Oktober 1972 statt. Die Unkosten für die neue Glocke, die Revision des Geläutes und den Neueinsatz der Glockenantriebe übernahm die Korporation Pfäffikon.

 

aus "Die Pfarrei Freienbach" - Diplomarbeit von Paul Marty, Wilen (1977)

Bildergalerie aus unserer Glockenstube

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