Zum Gedenken an P. Maurus Burkard (Kaplan)
9.9.1929 - 12.12.2014
Im kleinen Freiämterdorf Rüstenschwil, das zur Gemeinde Auw gehört, wurde Pater Maurus am 9. September 1929 geboren und auf den Namen Alfred getauft. Als jüngstes von fünf Kindern wuchs er in einer Bauernfamilie auf und besuchte die ersten fünf Jahre der Primarschule in Auw und darauf die Bezirksschule ins Sins. In dieser Zeit starb sein Bruder Johann während der Rekrutenschule. Das war ein herber Schlag für die ganze Familie. Nach zwei Jahren Bezirksschule wünschte Alfred, ans Gymnasium gehen zu können. Als Studienort kam nur Einsiedeln in Frage, da ihn die Wallfahrten nach Einsiedeln als Erstkommunikant und auch später sehr begeisterten. Damals beneidete er die Einsiedler Studenten.
So studierte er ab 1943 an der Stiftsschule. Zwei Jahre vor der Matura absolvierte er die Rekrutenschule in Zürich als Militärtrompeter. Darauf war er sehr stolz. Die Trompete und dann das Alphorn blieben seine treuen Begleiter bis zu den letzten Lebenswochen. Unmittelbar nach der Matura 1951 trat er ins Kloster Einsiedeln ein und legte am 8. September 1952 in unserem Kloster mit dem Namen Maurus seine Profess ab. Am 26. Mai 1956 empfing er die Priesterweihe durch die Hand von Bischof Stephanus Hâsz. Schon bald nach der Primiz wirkte Pater Maurus als Kaplan in Freienbach. Pater Heinrich führte ihn dort mit Liebe und Konsequenz in die Tücken und Freuden der Seelsorgearbeit ein. Darauf war er Kaplan in Pfäffikon.
1972 berief ihn Abt Georg zum Pfarrer von Einsiedeln. Hier konnte er sein seelsorgerliches Gespür voll entfalten. In seine Amtszeit fiel die Synode 72, die die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils in der lokalen Kirche der Schweiz verankern wollte. Im Sinn dieser Synoden begann er mit dem Aufbau eines im Volk breit abgestützten Seelsorgerates mit verschiedenen Arbeitsgruppen. In seiner seelsorgerlichen Arbeit setzte er grosse Akzente auf die Mitarbeit der Pfarreiangehörigen und auf die ökumenische Zusammenarbeit über die konfessionellen Grenzen hinaus. Dies äusserte sich besonders in der Freundschaft mit dem reformierten Pfarrer Hansueli Jäger. Mit ihm zusammen trat er bei vielen Gelegenheiten als Duo Geistlich auf und demonstrierte dadurch gelebte Ökumene. Pater Maurus verstand die Pfarrei als eine grosse Familie, mit der er auf dem Weg war. Der Kontakt mit der Bevölkerung war ihm sehr wichtig. Seine grosse Präsenz bei gesellschaftlichen Anlässen, sei es mit der Trompete, dem Alphorn oder ganz einfach bei einem Kaffee mit Schnaps machte ihn beim Volk sehr beliebt.
Ein weiterer wichtiger Akzent setzte er mit der Gründung der Kirchgemeinde Einsiedeln. Mit viel Geschick verstand er es, die Verhandlungen zwischen Kloster, Bezirk und den Kirchgenossenschaften so zu begleiten und zu beeinflussen, dass in sehr kurzer Zeit die Gründung möglich wurde. Das Stimmvolk genehmigte am 7. Juni 1974 die römisch-katholische Kirchgemeinde Einsiedeln, die am 1. Januar 1975 in Kraft gesetzt wurde. Bei allen Kirchen- und Pfarrhausrenovationen fand der Kirchenrat stets die volle Unterstützung des Pfarrers. Pater Maurus betonte immer wieder, nicht nur an die Kirchenbauten zu denken, sondern vermehrt auch zukunftsgerichtet in die Seelsorge zu investieren. Dieses Anliegen vertrat er genauso als Dekan für das Dekanat Ausserschwyz von 1974 bis 1990. Mit der Gründung der Kirchgemeinde wurde es auch möglich, dass das Pfarramt eine Sekretärin mit geregelter Anstellung erhielt. Nach der verdienten Sekretärin Margrit Meyer konnte er seine Nichte Marlies Burkard gewinnen, die sein Erbe heute noch im Pfarramt weiterträgt.
Natürlich wären jetzt alle seine Verdienste während seiner 25-jährigen Tätigkeit in der Pfarrei Einsiedeln zu erwähnen. Die Pfarrblätter dieser Jahre sind voll davon. Der Mensch ist aber mehr als seine Verdienste. In all seinem Tun und Lassen steht er in der Beziehung zu Gott, die sich in den Beziehungen unter den Menschen äussert. Und diese menschlichen Beziehungen sind den Höhen und Tiefen des Lebens unterworfen. Pater Maurus hat mit den Menschen mitgelitten und selber unter dem Wechselspiel der Beziehungen gelitten.
Er verliess 1997 die Pfarrei Einsiedeln ungern, als ihn die offenen Beine zwangen, einen längeren Kuraufenthalt im Tessin auf sich zu nehmen. Der Weggang aus der Pfarrei Einsiedeln traf ihn schwer. Trotzdem übernahm er das Amt als Wallfahrtspater in der Klosterkirche mit neuem Elan. Hier konnte er in einer gemässigteren Gangart seiner seelsorgerlichen Tätigkeit im persönlichen Kontakt mit den Menschen weiterhin nachgehen. Im Kontakt mit den Pilgergruppen, in Seelsorgegesprächen oder bei Führungen verstand er es, die Frohbotschaft zu vermitteln. Das tat er auch bei gelegentlichen Pfarreiaushilfen an Sonntagen. Pater Maurus blieb auch innerhalb der Klostermauern Seelsorger und bereitwilliger Mitbruder, der aushalf, wo Not an Mann war.
Seine offenen Beine und die Atemnot machten ihm im letzten Jahrzehnt immer mehr zu schaffen, das hielt ihn aber nicht davon ab, auszuhelfen, wo es nur ging. Satt an Lebenserfahrungen und Lebensjahren sehnte sich Pater Maurus schon länger, sein Leben seinem Schöpfer zurückzugeben. So hatte er nicht mehr die Kraft und den Willen, gegen die Lungenentzündung der letzten Woche anzukämpfen. Am Freitagabend, 12. Dezember, konnte er gestärkt durch die Sakramente friedlich in die Ewigkeit eingehen. Mit Pater Maurus verlieren wir einen lieben und bereitwilligen Mitbruder, der sich für Gott und die Menschen hingegeben hat.